Und dafür muss man nicht einmal zu Autokraten gehen, manchmal genügt auch schon der Presseclub der ARD – nämlich dann, wenn wie am 24.4.22 ein Redakteur aus dem Axel-Springer-Haus eingeladen wurde.
Man erkennt jemanden, der Propaganda macht ganz einfach: Er fällt anderen ständig ins Wort, entweder, indem er dem anderen lautstark und wortreich widerspricht oder indem er die Rede des anderen mit abfälligem Gelächter kommentiert. So heute geschehen im Presseclub durch Herrn Geiger von der Zeitung Die Welt (Axel-Springer-Verlag).
Und wenn dann ein einziges Mal er unterbrochen wurde, wird er seine nächste Wortmeldung garantiert damit beginnen, zu kritisieren, dass er ja eben unterbrochen wurde (was er ganz selbstverständlich ständig tut) und deshalb jetzt zuerst noch das sagen möchte, was er da nicht sagen durfte.
Auch beliebt und heute bei Herrn Geiger beobachtet: Wenn
vier Journalisten am Tisch sitzen und drei haben eine andere Meinung als der
vierte (der Propaganda macht), so wird dieser betonen, dass seine Informationsquellen
zahlreich sind und sorgfältig recherchiert wurden, um damit den anderen
mangelnde Sorgfalt vorzuwerfen.
Die „sorgfältige
Recherche“ im Haus Axel Springer konnte ich
neulich live im Fernsehen erleben bei der Pressekonferenz von – inzwischen Ex-
- Familienministerin Spiegel. In ihrer Erklärung sagte Frau Spiegel, dass sie
nach einer schweren Erkrankung ihres Mannes mit der familiären Situation überlastet
gewesen sei und deshalb den Urlaub zur Unzeit angetreten hätte, denn er sei in
dieser Situation für die ganze Familie nötig gewesen. Wenig später konnte ich
dann im Nachrichtensender Welt (benannt nach der gleichnamigen Zeitung und
natürlich betrieben vom Axel-Springer-Verlag) hören: „Die Ministerin gab in
ihrer Erklärung zu, dass sie überfordert gewesen sei.“ – Es ist nichts falsch
an dieser Aussage, doch durch eine gezielte Auslassung entsteht ein ganz
anderer Eindruck, nämlich, dass sie im Amt überlastet gewesen sei. Durch Weglassen
wird aus einer Nachricht Propaganda gegen eine Ministerin vom gehassten gegnerischen
politischen Lager.
Der Axel-Springer-Verlag macht kein Geheimnis aus seiner
politischen Präferenz „national-konservativ“. Doch er berichtet nicht
journalistisch sachlich, sondern mit dem unübersehbaren politischen Ziel,
eine Regierung entweder zu stützen, wenn sie die Ziele des Hauses vertritt oder
im anderen Fall zu stürzen.
Es ist meiner Ansicht nach fraglich, ob dieses Verständnis von „investigativer journalistischer Arbeit“ durch die im Grundgesetz verankerte Pressefreiheit abgedeckt ist oder ob es nicht angebracht wäre, die Veröffentlichungen und öffentlichen Auslassungen von Redakteuren dieses Hauses verpflichtend als politische Werbung oder gar Propaganda zu kennzeichnen.
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