Es wird derzeit viel diskutiert, ob nun Atomstrom in der derzeitigen Krise weiter nötig sei oder nicht. Eines der beliebtesten Argumente lautet dabei: Wenn mehr Strom auf dem Markt ist, dann sinkt der Preis.
In einem offenen Markt würde das auch stimmen. Das Problem:
Der Strommarkt ist kein offener Markt!
Der Energiemarkt der EU ist im Moment so geregelt, dass der teuerste Anbieter den Strompreis bestimmt und hier ist der aus Gas erzeugte Strom derzeit der Preistreiber, da Gas nun einmal der derzeit teuerste Energieträger ist.
Der Strompreis würde also nur dann wirklich nachhaltig
sinken, wenn wir ganz auf die Erzeugung von Strom aus Erdgas verzichten
könnten.
Im Sommer 2022 wurden in Deutschland noch rund 14 % des
Stroms mit Gas erzeugt, nur rund 5 % des Stroms kamen von den noch drei
verbliebenen Atomkraftwerken. Wenn wir die Atomkraftwerke – oder auch nur zwei davon – bis April 2023
langsam auslaufen lassen, wird der Anteil am Strom von derzeit etwa 2 % (die
Kraftwerke laufen bereits aus, weil keine neuen Brennstäbe mehr gekauft wurden)
langsam auf nahe 0 % sinken. Aber selbst, wenn wir jetzt neue Brennstäbe kaufen
würden – die Hälfte davon haben wir übrigens in der Vergangenheit aus Russland
und deren Verbündeten bezogen – könnten es niemals mehr als 5 % werden. Der Bau neuer
Atomkraftwerke würde mit allen Genehmigungen mehrere Jahrzehnte dauern. In dieser
Zeit könnte man auch die erneuerbaren Energien und die Speichertechnik
ausbauen! Neue Atomkraftwerke sind also von vorne herein fürs aktuelle Problem
keine Lösung! Und für die Langfrist gibt es bessere Alternativen.
Es gibt natürlich ein Plus für den Atomstrom: Durch Atomstrom
entsteht kein Kohlendioxid, d.h., durch den Weiterbetrieb der drei Kraftwerke
könnte auf einen Teil der anderen „fossilen Kraftwerke“ verzichtet werden. Doch
selbst Klimaschützer sagen: Wenn fossile Energieträger jetzt kurzfristig zusätzlich eingesetzt werden, bis erneuerbare Energie und geeignete Speichertechnik die
Lücke schließen, würde das keine nennenswerte Verschlechterung der
Klimasituation bedeuten. Wichtig wäre eben hier der konsequente Ausbau von Erneuerbaren
und Speichertechnik, z.B. Ersatz von Erdgas durch „grünen Wasserstoff“, der
dann durch die alten Gas-Pipelines (sofern es keine russischen sind) oder noch neu zu bauende geleitet würde usw.
Für den Strompreis, den der Endkunde bezahlen muss, hat
Atomstrom im derzeitigen Strommarkt keine Bedeutung. Eine Lösung könnte vielleicht eine
Entkopplung des Strompreises vom Gaspreis oder eben eine Übergewinnsteuer – die
billigsten Energiequellen Wind, Wasser und Solar machen derzeit riesige
Gewinne, da sie ja Strom fast für Umme erzeugen – sein, Einnahmen, die man
nutzt, um Privathaushalte und Wirtschaft nach Bedarf und eigener Leistungsfähigkeit zu entlasten.
Die Befürchtung, dass durch eine solche Entlastung kein
Sparzwang mehr entstünde, ist realitätsfremd! Private Haushalte, die zur
Deckung der zusätzlichen Kosten viel staatliche Unterstützung benötigen, können es sich gar
nicht leisten irgendetwas zu verschwenden! Wenn dort überdurchschnittlich viel
Strom verbraucht wird, dann weil sich solche Haushalte die Anschaffung energiesparender
und teurerer Geräte nicht leisten können. Wenn man also möchte, dass sozial schwache Familien Energie sparen, dann muss man sie einfach entsprechend ausstatten, denn aus eigener Kraft schaffen sie das nicht.
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