16 Oktober, 2022

Warum durch Atomstrom der Strompreis nicht automatisch sinkt

Es wird derzeit viel diskutiert, ob nun Atomstrom in der derzeitigen Krise weiter nötig sei oder nicht. Eines der beliebtesten Argumente lautet dabei: Wenn mehr Strom auf dem Markt ist, dann sinkt der Preis.

In einem offenen Markt würde das auch stimmen. Das Problem: Der Strommarkt ist kein offener Markt!

Der Energiemarkt der EU ist im Moment so geregelt, dass der teuerste Anbieter den Strompreis bestimmt und hier ist der aus Gas erzeugte Strom derzeit der Preistreiber, da Gas nun einmal der derzeit teuerste Energieträger ist.

Der Strompreis würde also nur dann wirklich nachhaltig sinken, wenn wir ganz auf die Erzeugung von Strom aus Erdgas verzichten könnten.

Im Sommer 2022 wurden in Deutschland noch rund 14 % des Stroms mit Gas erzeugt, nur rund 5 % des Stroms kamen von den noch drei verbliebenen Atomkraftwerken. Wenn wir die Atomkraftwerke – oder auch nur zwei davon – bis April 2023 langsam auslaufen lassen, wird der Anteil am Strom von derzeit etwa 2 % (die Kraftwerke laufen bereits aus, weil keine neuen Brennstäbe mehr gekauft wurden) langsam auf nahe 0 % sinken. Aber selbst, wenn wir jetzt neue Brennstäbe kaufen würden – die Hälfte davon haben wir übrigens in der Vergangenheit aus Russland und deren Verbündeten bezogen – könnten es niemals mehr als 5 % werden. Der Bau neuer Atomkraftwerke würde mit allen Genehmigungen mehrere Jahrzehnte dauern. In dieser Zeit könnte man auch die erneuerbaren Energien und die Speichertechnik ausbauen! Neue Atomkraftwerke sind also von vorne herein fürs aktuelle Problem keine Lösung! Und für die Langfrist gibt es bessere Alternativen.

Es gibt natürlich ein Plus für den Atomstrom: Durch Atomstrom entsteht kein Kohlendioxid, d.h., durch den Weiterbetrieb der drei Kraftwerke könnte auf einen Teil der anderen „fossilen Kraftwerke“ verzichtet werden. Doch selbst Klimaschützer sagen: Wenn fossile Energieträger jetzt kurzfristig zusätzlich eingesetzt werden, bis erneuerbare Energie und geeignete Speichertechnik die Lücke schließen, würde das keine nennenswerte Verschlechterung der Klimasituation bedeuten. Wichtig wäre eben hier der konsequente Ausbau von Erneuerbaren und Speichertechnik, z.B. Ersatz von Erdgas durch „grünen Wasserstoff“, der dann durch die alten Gas-Pipelines (sofern es keine russischen sind) oder noch neu zu bauende geleitet würde usw.

Für den Strompreis, den der Endkunde bezahlen muss, hat Atomstrom im derzeitigen Strommarkt keine Bedeutung. Eine Lösung könnte vielleicht eine Entkopplung des Strompreises vom Gaspreis oder eben eine Übergewinnsteuer – die billigsten Energiequellen Wind, Wasser und Solar machen derzeit riesige Gewinne, da sie ja Strom fast für Umme erzeugen – sein, Einnahmen, die man nutzt, um Privathaushalte und Wirtschaft nach Bedarf und eigener Leistungsfähigkeit zu entlasten.

Die Befürchtung, dass durch eine solche Entlastung kein Sparzwang mehr entstünde, ist realitätsfremd! Private Haushalte, die zur Deckung der zusätzlichen Kosten viel staatliche Unterstützung benötigen, können es sich gar nicht leisten irgendetwas zu verschwenden! Wenn dort überdurchschnittlich viel Strom verbraucht wird, dann weil sich solche Haushalte die Anschaffung energiesparender und teurerer Geräte nicht leisten können. Wenn man also möchte, dass sozial schwache Familien Energie sparen, dann muss man sie einfach entsprechend ausstatten, denn aus eigener Kraft schaffen sie das nicht.

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